Verlorene Illusionen von Honoré de Balzac — Gratis-Zusammenfassung (2025)

Zwei Freunde

Angoulême im Jahr 1821: Der junge David Séchard übernimmt von seinem geizigen alten Vater eine Druckerei. Doch die ist veraltet und bringt wenig ein. David, der in Paris studiert hat, will ohnehin weniger ein Drucker als vielmehr ein Naturwissenschaftler sein. Auch sein Freund Lucien Chardon fühlt sich zu Höherem berufen. Er ist der Sohn eines Apothekers, der die Familie nach seinem Tod in Armut zurückgelassen hat. David gibt Lucien eine Stelle als Korrektor in der Druckerei, damit dieser ein Auskommen hat. Doch Lucien möchte Dichter werden. Gemeinsam verbringen der zierliche, fast weiblich wirkende Lucien und der kräftige, aber grüblerische David viele Nachmittage im Hof der Druckerei, wo sie bedeutende Schriftsteller lesen und auch selbst einiges verfassen. Eines Tages wird Lucien zu Madame de Bargeton eingeladen, einer gelangweilten Adligen, die für die Dichtkunst schwärmt. Lucien, der bereits ein Auge auf die Dame geworfen hat, ist hocherfreut. Als Apothekersohn aus der unteren Stadt hat er kaum zu hoffen gewagt, dass ihm jemals Zugang zur adligen Gesellschaft in der oberen Stadt gewährt würde. Zwischen den beiden Stadtteilen herrscht nämlich Feindschaft aus Tradition: Während oben der zumeist verarmte Adel mit politischem Einfluss residiert, herrscht unten eine finanzkräftige Industrie. Wie Lucien erst später erfährt, ist es der ältere Beamte Sixtus de Châtelet, der ihn nach Rücksprache mit dem Direktor des Gymnasiums, das Lucien besucht hat, bei Madame de Bargeton empfohlen hat. Châtelet, der Madame für seine Zwecke einspannen will, erkennt zu spät, dass der hübsche Lucien ein Konkurrent für ihn ist.

Skandal in der Provinz

Lucien wird als aufstrebender Dichter angesehen und wähnt sich im siebten Himmel. Doch bei den Gesellschaften behandeln ihn die adligen Gäste mit höflicher Herablassung. Einzig Châtelet überhäuft ihn mit Freundlichkeiten – und Madame de Bargeton, die sich in Lucien verliebt hat, weil er ihr bisher langweiliges Leben in ein Abenteuer verwandelt. Auf ihren Rat nimmt Lucien den Namen seiner adligen Mutter „de Rubempré“ an und verleugnet den Vater. Als er in der Gesellschaft fremde und eigene Werke vorträgt, bemerkt er das Desinteresse der Gäste und fühlt sich gedemütigt. Er verlangt von Madame, sie solle auch seinen Freund David einladen, um ihre Liebe zu beweisen. Doch David ahnt, dass er in diesen Kreisen fehl am Platz ist. Auf einem Spaziergang vertraut er Luciens Schwester Eva seine Gedanken an. Wird Lucien nicht am Ende unglücklich werden, wenn er sich über seinen eigenen Stand erhebt? David macht Eva einen Heiratsantrag. Er meint, diese Verbindung würde auch für Lucien ein Glück sein, da die gesamte Familie Chardon zu David übersiedeln könnte und die Frauen nicht mehr zu arbeiten bräuchten. Eva willigt ein. Doch während David den ersten Stock der Druckerei liebevoll umgestalten lässt, kommt es zu einem Skandal: Lucien wird von Châtelet überrascht, wie er sich verzweifelt an Madame de Bargeton klammert, um sich ihrer Liebe zu vergewissern. Schon bald spricht die ganze Stadt von nichts anderem mehr. Madame will der Enge der Kleinstadt entfliehen und schlägt Lucien vor, mit ihr nach Paris zu gehen. Unter Tränen verabschiedet sich die Familie von Lucien und gibt ihm 2000 geliehene Francs mit auf den Weg.

Ein Provinzler in Paris

In Paris steigen Lucien und Madame de Bargeton in einem schäbigen Hotel ab. Doch das Versteck ist bald entdeckt: Bereits am Nachmittag trifft Châtelet ein und beschwört Madame, nicht mit dem Apothekersohn im gleichen Hotel zu wohnen; sie würde sich damit in den noblen Kreisen unmöglich machen. Erschrocken, dass sie so schnell aufgespürt worden ist, willigt Madame de Bargeton ein und zieht um. Lucien fühlt sich derweil klein und unbedeutend angesichts der großen Häuser und prächtigen Geschäfte, an denen er auf seinem ersten Spaziergang durch Paris vorbeikommt. Noch dazu ist seine Garderobe völlig unpassend. Als er eines Abends mit seiner Gönnerin und deren einflussreicher Kusine Marquise d’Espard in die Oper geht, bemängelt diese prompt Luciens Aufzug. Auch Madame de Bargeton erscheint er plötzlich linkisch und gar nicht mehr so schön. Überstürzt verlassen die Damen die Oper. Lucien wird von Châtelet und allen Bekannten der Marquise, denen er vorgestellt wurde, geschnitten. An den folgenden Tagen empfängt ihn Madame nicht mehr. Eine bereits ausgesprochene Einladung zur Marquise wird wegen einer „Unpässlichkeit“ zurückgenommen. Lucien begreift, dass Madame de Bargeton ihn hat fallen lassen.

Brotlose Kunst

Da sich seine Barschaft dem Ende zuneigt, übersiedelt Lucien in ein einfaches, kaltes Zimmer im Quartier Latin. Vormittags besucht er die Bibliothek, um sich weiterzubilden, und bleibt dort, bis sie schließt. Danach arbeitet er an seinem Roman und korrigiert Fehler, um anschließend in dem billigen Restaurant Flicoteaux zu Abend zu essen. In der Bibliothek lernt er den jungen Schriftsteller Daniel d’Arthez kennen. Lucien liest ihm sein Manuskript vor, für das ihm ein Verleger gerade mal 400 Francs geboten hat. Daniel lobt Luciens Talent, empfiehlt ihm aber, den Roman umzuarbeiten. Durch Daniel lernt Lucien einen Kreis armer Schriftsteller kennen, die alle von der Idee besessen sind, große Dichter zu werden. Sie treffen sich jeden Abend bei Daniel, der Beiträge für Enzyklopädien schreibt, was ihn gerade so über Wasser hält. Lucien, der kein Geld zum Leben hat, versucht erneut sein Manuskript zu verkaufen, trifft den Verleger aber nicht an. Am nächsten Tag überreichen ihm die Freunde 200 Francs. Lucien ist gerührt und beschämt. Er schreibt nach Hause und erhält von dort Geld, um seine Schulden zurückzuzahlen. Lucien entschließt sich, sein Glück als Journalist zu versuchen. Dies verurteilen die Freunde aufs Schärfste, da es in ihren Augen einen Ausverkauf des Talents bedeutet. Doch Lucien meint, er könne sich selbst treu bleiben.

Die Welt der Zeitungsleute

Am folgenden Tag stellt er sich bei einer Zeitung vor, doch gelingt es ihm nicht, den Verleger zu sprechen. Daher wartet er im Flicoteaux auf den einzigen Journalisten, den er persönlich kennt: Etienne Lousteau, einen Literaturkritiker. Dieser erzählt ihm, auch er habe als Dichter angefangen, doch bringe das zu wenig ein. Er lädt Lucien ein, mit ihm ein Schauspiel zu besuchen und anschließend bei einem einfachen Essen seinen Verleger kennenzulernen. Gemeinsam gehen sie in eine Galerie, die voller Literaten und Zeichner ist, die Verleger suchen. Lousteau stellt Lucien dem Verleger Dauriat vor, der keinen Hehl daraus macht, dass sich Literatur verkaufen muss. Gönnerhaft willigt er ein, Luciens Gedichte zu lesen. Gemeinsam suchen sie das Theater Panorama Dramatique auf, wo Lucien neben den Schriftstellern und Verlegern aus der Galerie auch Florine, die hübsche Freundin Lousteaus, trifft. Sie ist Schauspielerin im Panorama. Lousteau kennt alle Schauspieler und kann sogar über die Loge des Direktors verfügen. Coralie, eine Kollegin Florines, verliebt sich sofort in den hübschen Lucien. Gemeinsam speisen alle bei Florine. Lousteau und seine Kollegen fordern Lucien auf, das eben gesehene Stück zu rezensieren. Sie wollen den Text in der Zeitung, in der Lousteau kürzlich durch den Kauf von Anteilen Chefredakteur geworden ist, drucken. Als Lucien den Artikel vorliest, bekommt er viel Beifall, denn er ist brillant. Doch sein neuer Freund wittert insgeheim den Konkurrenten und beschließt, Lucien kräftig auszunehmen.

Erfolg und Intrigen

Die Nacht verbringt Lucien, vom guten Wein betrunken, bei Coralie. Sein Artikel findet viel Anerkennung. Die gleichen Redakteure, die für ihn zuvor nicht zu sprechen waren, bieten ihm nun Arbeit an. Eines Tages wird Lucien gebeten, ein Buch des Kollegen Nathan, das er persönlich sehr schätzt, zu verreißen. Zunächst erscheint es Lucien absolut unmöglich, so etwas zu tun. Er will sich jedoch an dem Verleger Dauriat rächen, der seinen Werken keine Beachtung geschenkt, Nathans Buch aber publiziert hat. So lässt er sich also von Lousteau in die Kunst und Technik des Verrisses einführen und beginnt, das schmutzige Spiel der Meinungsmache mitzuspielen. Innerhalb von einer Woche ist er in den Kreis der Literaturkritiker aufgenommen und hat seinen Anteil am Pariser Luxusleben. Zudem kann er sich in der Zeitung öffentlich an Madame de Bargeton und Châtelet rächen, was ihm besondere Genugtuung bereitet. Dauriat gibt sich besiegt und kauft die Verse, die er zuvor abgelehnt hat, für 3000 Francs. Nach einem Diner geht Lucien mit den anderen Literaturkritikern in die Oper, in der er noch vor kurzer Zeit so eine Schmach erlitten hat. Am nächsten Tag wird er aufgefordert, das Buch des Kollegen Nathan in einer Zeitung der politischen Gegenseite überschwänglich zu loben. Lucien ist verwirrt. Doch da die Arbeit gut bezahlt wird, schreibt er den Artikel.

Im Klub der Wendehälse

Bei einer Gesellschaft trifft Lucien die Marquise d’Espard wieder. Sie sagt, sein Artikel über Châtelet, mit dem sie lediglich aus gesellschaftlichen Gründen verkehre, habe sie sehr amüsiert. Sie erzählt ihm außerdem, Madame de Bargeton sei untröstlich über die Trennung von Lucien gewesen. Sie habe sich schließlich nur mit Châtelet eingelassen, damit sich dieser beim König für Lucien verwende. Bei so viel Großmut kommt Lucien ins Grübeln. Hat er Madame de Bargeton etwa unrecht getan? Eines Tages lernt er einen Verleger kennen, der ihm anbietet, statt für die Liberalen für die Royalisten zu schreiben. Als Liberaler habe er außer Prügel nichts zu erwarten, da es den Liberalen nie gelingen werde, die Regierung wirklich zu stürzen. Lucien sieht den Vorteil: Als königstreuer Journalist könnte er leichter geadelt werden. Das nämlich ist sein Ziel. Jetzt, wo er aufgrund seines Talents die Anerkennung aller Journalisten genießt, möchte er auch in der höheren Gesellschaft etwas gelten und sich einen adligen Namen zulegen. Derweil steigt ihm das Luxusleben zu Kopf. Er lebt in den Tag hinein, kauft kostspielige Kleidung und macht allenthalben Schulden.

Luciens tiefer Fall

Lucien bittet Lousteau, seine Werke zu verkaufen – und prompt sieht er später seinen Roman unter einem nichtssagenden Titel in einem Schaufenster liegen. Er erkennt, dass die früheren Freunde der liberalen Presse ihn als Verräter sehen, da er zur Gegenseite übergelaufen ist. Durch ihre Intrigen bekommt auch seine Freundin Coralie kaum noch Rollen. Als Lucien gezwungen wird, ein Buch von Daniel d’Arthez zu verreißen, wird er von dessen Freund zum Duell aufgefordert und erleidet einen Brustschuss. In der Folge geht es mit ihm weiter bergab. Vor allen als erfolglos gebrandmarkt, verliert er jeglichen Einfluss. Gläubiger räumen die Wohnung aus, und nur seine Verletzung bewahrt ihn vor dem Schuldenturm. Durch eine Verleumdung zieht sich Lucien auch die Missgunst der Obrigkeit auf sich, sodass seine Adelung scheitert. Coralie stirbt an Kummer, und Lucien, der wegen seiner Spielsucht kein Geld mehr hat, reimt ein paar Verse auf bekannte Gassenhauer, um das Begräbnis zu bezahlen. Mit dem letzten Geld kehrt er nach 18 Monaten in die Nähe seiner Heimatstadt zurück, wo er, dem Tode nahe, bei einem Müller Obdach erhält. Dort erfährt er zu seinem Schrecken, dass sein Schwager David im Gefängnis sitzt, weil er einige gefälschte Wechsel, die Lucien aus Paris geschickt hat, nicht einlösen konnte.

Intrigen auf dem Land

Rückblende: Weil sie Lucien finanziell unterstützten, blieb Eva und David nicht viel zum Leben. Eva führte die Geschäfte und brachte ein Heftchen mit Volkssagen heraus, das sich gut verkaufte. Derweil entwickelte David ein Verfahren, aus hanfartigem Material billiges Papier herzustellen. Doch ein Mitarbeiter verriet die Pläne an die direkten Konkurrenten, die Gebrüder Cointet. Durch einen Trick dehnten diese ihren Einfluss auf Davids Druckerei aus. Von einem Geschäftsmann erhielten sie drei Wechsel auf 1000 Francs, auf denen Lucien Davids Unterschrift gefälscht hatte. Der Anwalt Petit-Claud, ein Schulkamerad Davids, wurde darauf von den Brüdern Cointet bestochen: Er sollte David im Verfahren um die gefälschten Wechsel vertreten und ihm dafür extrem hohe Prozesskosten aufbrummen, die David zugrunde richten und ihn ins Gefängnis bringen sollten. So kam es, dass sein gesamter Besitz verpfändet wurde. David floh, um weiter an seiner Erfindung zu forschen.

„David hatte das Format, das die Natur denen gibt, die für große Kämpfe, seien es offenkundige, seien es geheime, bestimmt sind.“ (S. 39)

Während sich David immer noch versteckt hält, kehrt Lucien schließlich nach Hause zurück. Wie zum Hohn erhält er eine Einladung von Madame de Bargeton und Châtelet, die inzwischen geheiratet haben. Bei einer Gesellschaft versichert er Madame, er liebe sie noch immer. Sie ist so gerührt, dass sie verspricht, David finanziell zu helfen. In seiner Freude schreibt Lucien David einen Brief, doch dieser wird abgefangen und durch einen anderen ersetzt. Im Glauben, alles sei gut, kommt David aus seinem Versteck und wird ergriffen. Lucien ist zutiefst bestürzt. In einem Abschiedsbrief teilt er Eva mit, er wolle sich töten, da er nur Unglück über alle bringe. Er verlässt die Familie und trifft auf der Straße auf den spanischen Abbé Carlos Herrera, der ihn vom Selbstmord abhält und ihm 15 000 Francs für David anbietet, wenn Lucien mit ihm nach Paris komme und ihm blind gehorche. Er willigt ein. Inzwischen schlägt Petit-Claud Eva vor, die Druckerei und das Patent für Davids Erfindung zu verkaufen, um die Schulden zu tilgen. Kurz nachdem dies getan ist, erhalten sie und David auch noch das Geld von Lucien, für das er „seine Seele“ an den spanischen Abbé verkauft hat. Sie erwerben sich damit ein kleines Stück Land, wo sie fortan glücklich leben.

Frankreich zwischen Restauration und Zweitem Kaiserreich

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war in Frankreich eine Zeit des Umbruchs. Nach der Verbannung Napoleons und dem Ende des Kaiserreichs im Jahr 1815 brach das Zeitalter der Restauration, der Wiedereinsetzung der Bourbonenherrschaft in Frankreich, an. Louis XVIII. versuchte, einen Ausgleich zwischen der alten aristokratischen Welt und dem erstarkenden liberalen Bürgertum herzustellen. Die Regierungsform war eine konstitutionelle Monarchie mit zwei Parlamentskammern. Politisch standen sich die royalistischen Ultras und die Liberalen gegenüber. Nach Louis' Tod übernahm dessen Bruder als Charles X. die Regierungsgewalt. Weil dieser die Errungenschaften der Französischen Revolution mit Füßen trat und zunehmend eine reaktionäre Politik anstrebte, explodierte im Juli 1830 das Pulverfass Paris: Auf den Barrikaden in den Straßen der Stadt setzte sich das Volk in der so genannten Julirevolution durch und erreichte die Abdankung des Königs. Dennoch wurde aus Frankreich keine Republik, sondern eine konstitutionelle Monarchie, an deren Spitze der „Bürgerkönig“ Louis-Philippe gewählt wurde. Die republikanisch-liberalen Kräfte im Staat forderten 1848 eine Wahlrechtsreform, die ihnen der König aber nicht gewähren wollte. Abermals gab es eine Revolution, bei der die Franzosen jedoch vom Regen in die Traufe gerieten: Sie wählten den Neffen Napoleons zum Präsidenten ihrer neuen Republik. Als Kaiser Napoleon III. sicherte sich dieser durch einen Staatsstreich diktatorische Vollmachten, löste die Republik auf und proklamierte das Zweite Kaiserreich.

Entstehung

1835 gab Balzac einem Freund gegenüber eine ziemlich scharfe Beurteilung über einen jungen, aufstrebenden Dichter ab: „Dieser junge Mann ist typisch für unsere Zeit. Wenn man keinerlei Begabung für irgendetwas hat, greift man sich einen Stift und tut so, als sei man eine Person mit Talent.“ Dieser aufstrebende Poet wurde zum Vorbild für Balzacs Romanfigur Lucien Chardon, der nach Paris geht, um dort seinem Traum vom Dichterruhm nachzujagen. Balzac schuf Verlorene Illusionen nicht als ein in sich geschlossenes Werk, sondern als drei eigenständige Romane, die auch zu unterschiedlichen Zeiten erschienen. Innerhalb des aus gut 90 Bänden bestehenden Zyklus Die menschliche Komödie sollten sie zusammengeführt werden. Der erste Teil erschien 1837 unter dem Titel Die beiden Dichter, der zweite 1839 als Ein großer Mann aus der Provinz in Paris und der dritte unter dem Titel Die Leiden des Erfinders im Jahr 1843. Gesammelt wurden alle drei Teile unter dem Romantitel Verlorene Illusionen ebenfalls 1843 veröffentlicht.

Balzac war ein Vielschreiber, der eine unglaubliche Menge von Romanen verfasste. Er sagte von sich selbst: „Ich habe eine ganze Gesellschaft in meinem Kopf.“ Um diese zu Papier zu bringen, begann er in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts mit dem Projekt der Menschlichen Komödie, die ursprünglich 137 Romane enthalten sollte. Letztlich schaffte es Balzac, bis zu seinem Lebensende immerhin 91 Romane und Erzählungen mit einem Arsenal von rund 3000 Personen zu verfassen. Seine literarisch bahnbrechende Idee war, bestimmte Hauptpersonen und Nebenfiguren in ihren Funktionen (beispielsweise als Arzt oder Rechtsanwalt) in mehreren Romanen auftreten zu lassen, sodass sich ein zusammenhängendes Gesellschaftspanorama ergab. Balzac räumte den Verlorenen Illusionen eine besondere Rolle innerhalb der Menschlichen Komödie ein. Gegenüber Madame Hanska, seiner späteren Ehefrau, bezeichnete er den Roman als „das monströse Buch“ und das „Hauptwerk im Gesamtwerk“.

Wirkungsgeschichte

Die menschliche Komödie und Verlorene Illusionen mit ihr gehören zu den bedeutendsten Werken des französischen Realismus, dem neben Balzac auch Gustave Flaubert und Stendhal zuzuordnen sind. Der Naturalist Émile Zola hat später nach Balzacs Vorbild eigene Werke in seinem 20-bändigen Rougon-Macquart-Zyklus zusammengefasst.

Victor Hugo bezeichnete den Roman als „eine mutige Handlung und zugleich eine Geschichte voller Wahrheit“. Charles Baudelaire schwärmte über Balzac, dieser sei „der gewaltigste Händler- und Literatenkopf des 19. Jahrhunderts“. Walter Benjamin empfand die Verlorenen Illusionen „wie ein nahrhaftes Gericht“ und „dazu da, verschlungen zu werden“. Thomas Mann nannte den Roman „spannend, sensationell, mächtig fabuliert (...) und im Ganzen von einer wilden Größe“. Vor allem der zweite Teil mit dem umfangreichen Abschnitt über die Manipulierbarkeit der öffentlichen Meinung durch die Presse ist auch heute noch sehr lesenswert. Vor dem Hintergrund der allgegenwärtigen PR-Maschinerie, die Schmutz an der Unternehmens- oder Politikerweste reinwaschen will, erscheint er aktueller denn je.

Innerhalb der Menschlichen Komödie ist dieser Roman der einzige, dessen Hauptperson auch der Held des Folgeromans ist: Am Ende von Verlorene Illusionen trifft Lucien auf den Abbé Herrera, der in Wirklichkeit der verkleidete Vautrin aus dem früheren Roman Vater Goriot ist, und geht mit ihm eine Art faustischen Pakt ein. Im Roman Glanz und Elend der Kurtisanen landen die beiden in Paris und Lucien begeht, nach erneutem Fall, nun doch noch Selbstmord.

Verlorene Illusionen von Honoré de Balzac — Gratis-Zusammenfassung (2025)
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Author: Horacio Brakus JD

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Name: Horacio Brakus JD

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